Enorme Steigerungen im Preis für Erdgas im Jahr 2005 führten dazu, dass Scherzer-Gemüse GmbH begann, alternative Heizungsmethoden zu erwägen. An Ihrem 7 Hektar großen Standort in Nürnberg haben sie zur Beheizung ihres Gewächshäuser ein Hackschnitzel-Heizsystem installiert. Ihr neues 10,5 Hektar großes Gewächshaus in Dinkelsbühl wird mit der Überschusswärme eines Biomassekraftwerks CO2-neutral beheizt. Eigentümer Stefan Scherzer erläutert die Entscheidung für diese Installation und seine Erfahrungen mit der Beheizung seiner Gewächshäuser mit Biomasse-Rohstoff als Alternative zu Erdgas.
Scherzer-Gemüse mit Sitz in Nürnberg und Dinkelsbühl ist ein Familienunternehmen, das bereits seit vier Generationen Gemüse produziert. Im Moment werden in ihren 17,5 Hektar großen, hochtechnisierten Gewächshäusern Tomaten, Paprikas, Schlangengurken und Auberginen angebaut. Beide Gewächshäuser werden als Alternative zu Erdgas mit bei der Verbrennung von Holz entstehenden Überschusswärme beheizt. Miteigentümer Stefan Scherzer erläutert seine Entscheidung im Hinblick auf Energie und Installationen sowie seine Erfahrungen.
Eine Verdopplung der Gaspreise
Um das Jahr 2005 herum, nachdem sich die Gaspreise über die letzten 5 Jahre fast verdoppelt hatten, entwickelte sich die Beheizung der Gewächshäuser in Nürnberg für Scherzer zu einem der größten Kostenfaktoren. Stefan Scherzer: „2005 belief sich das auf 430,000 Euros und war nicht mehr haltbar.“ Obwohl ihre Firma als Großabnehmer angesehen wurde, war ihr Gaslieferant nicht bereit, bessere Tarife anzubieten: Sie zahlten sogar noch mehr für ihr Gas als Gartenbauunternehmen in der Nachbarschaft, die weniger Gas verbrauchten. „Aus diesem Grund haben mein Vater (ein Miteigentümer) und ich uns nach Energielösungen als Alternative zu Erdgas umgesehen.“
Holz bevorzugte Energie gegenüber Kohle
„Mit Blick auf die aktuellen Diskussionen zum Klimawandel haben wir ein Holzheizungssystem und -netz einem Kohleheizungssystem vorgezogen – eine Investition von 1,4 Millionen Euro. Rentabilitätsberechnungen durch Planungsingenieure gingen davon aus, dass es möglich sein würde, ca. 50% der Heizungskosten einzusparen. 2007 haben wir dann Gas durch Holz ersetzt. 2009 haben wir einen zweiten Kessel installiert, der die Energiekapazität verdoppelte.“ Die Kompostierungsanlagenfirma Ott Ökoenergy aus Nürnberg beliefert Scherzer mit Hackschnitzeln, die hauptsächlich aus Landespflege und Waldbewirtschaftung stammen. Unter trockenen Bedingungen kann man in ihrer 20 x 60 m großen Halle, in deren vorderen Gebäudeteil sich der Kessel befindet, ca. 1,000 Tonnen lagern.
Hackschnitzel-Beheizungssystem
„Über ein Kransystem wird Holz verschiedener Qualitäten miteinander vermischt und über den Kübel dem Brenner zugeführt. Dieser Brenner kann mit Holz mit einem Feuchtigkeitsgehalt bis zu 60% und mit bis zu 15 cm langen Hackschnitzeln arbeiten. Die Wärme geht direkt ins Gewächshaus, oder wird im Wärmespeichertank gespeichert, der 1,150 m3 fasst,“ erklärt Stefan. Zusätzlich zu ihrem eigenen Gewächshaus versorgt das Hackschnitzel-Heizsystem der Scherzers auch zwei Gewächshäuser in der Nähe und den Albrecht-Dürer-Flughafen.
Nutzung von Überschusswärme
Am 17. Juni 2015 eröffnete Scherzer offiziell das neue Gewächshaus in Dinkelsbühl in Anwesenheit von 800 Gästen, zu denen auch Christoph Hammer aus Dinkelsbühl gehörte. Als eines der wenigen Gartenbauunternehmen in Deutschland setzt Scherzer die Überschusswärme des Biomasse-Kraftwerks TEAtherm GmbH ein. Dieses Biomasse-Heizkraftwerk und eine Klärschlammtrocknungsanlage setzen zur Stromerzeugung Brennstoffe aus erneuerbaren Rohmaterialien ein (z. B. Hackschnitzel und Material aus der Landschaftspflege). Die Überschusswärme wird von Scherzer als CO2-neutrale Wärmeversorgung genutzt.
Hochtechnische niederländische Installationen
Stefan Scherzer: „Unser Gewächshaus ist mit hochtechnischen niederländischen Installationen ausgestattet. Über Wärmetauscher wird niedriggradige Energie aus der Fabrik (90 Grad °C) direkt in unser Gewächshaus geleitet. Hochgradige Wärme wird direkt im Gewächshaus genutzt oder in einem Wärmepuffer gespeichert.“ Die Wärmezufuhr von der Fabrik reicht aus, um das Gewächshausklima zu allen Jahreszeiten zu steuern. Ihr Zusatzkessel wird nur zur Unterstützung eingesetzt, falls es im TEAtherm-Werk zu einer Abschaltung kommt.
Klimaneutrale Produktion
Stefan Scherzer: „Von einer Umweltperspektive aus freuen wir uns, einen Beitrag zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes leisten zu können. Unser ganzjährig produziertes Gemüse, das unter anderem in der Region Nürnberg, München und Stuttgart verkauft wird, trägt das Label ‚Klima ohne Grenzen‘. Dies zeigt an, dass wir klimaneutrales Gemüse durch CO2-Kompensation produzieren. Wenn man jedoch die Rendite betrachtet, erzielen wir aufgrund des erhöhten Holzpreises die zunächst geschätzten kalkulierten Einsparungen nicht. Teils aufgrund hochtechnisierter Automatisierung, die unsere Klima-, Wasser- und Energieinstallationen effizient steuert, ist es uns jedoch weiterhin möglich, ein erfolgreiches Geschäft zu führen.“
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.